Hilf uns, die Bücher der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu finden!

Provenienzforschung befasst sich mit der Herkunftsgeschichte von Objekten wie Kunstwerken, Büchern oder anderen Kulturgütern. Durch sie erfahren wir, woher ein Objekt stammt, durch welche Hände es gegangen ist und wem es ursprünglich gehörte. Ein Hauptziel dieser Forschung ist es, herauszufinden, ob Objekte in der Vergangenheit unrechtmäßig erworben oder enteignet wurden, wie es beispielsweise während des Nazi-Regimes häufig der Fall war.

Es ist wichtig herauszufinden, ob ein Objekt von den Nazis gestohlen wurde, weil es um mehr geht als nur um das Objekt selbst. Denn es hilft uns, das kulturelle und wissenschaftliche Erbe, das die Nazis zerstören wollten, zu rekonstruieren. Auf diese Weise trägt die Provenienzforschung auch heute noch dazu bei, gegen das Nazi-Unrecht vorzugehen.

Die verschollenen Bücher der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums sind heute noch wichtig, weil sie gesellschaftliche Debatten ihrer Zeit widerspiegeln, die auch heute noch aktuell sind. Sie behandeln essenzielle Fragen wie: Was ist die Rolle von Religion in der Gesellschaft? Was bedeutet es, Teil einer gesellschaftlichen Minderheit zu sein? Oder: Wie kann man gegen Fake News kämpfen?

Von der Geschichte der Bücher lernen wir vor allem zwei Dinge: erstens ihre Bedeutung für frühere Generationen. Ein Eselsohr oder eine handschriftliche Widmung erzählen Geschichten darüber, wie diese Bücher erlebt und geschätzt wurden. Zweitens lehrt uns die Geschichte der Bücher, in welcher Gefahr Kulturgut schwebt. Der Raub durch die Nazis verdeutlicht, dass auch Bücher und Bibliotheken in Krisenzeiten bedroht sind – ein mahnendes Beispiel, das uns an die Wichtigkeit des Schutzes unseres kulturellen Erbes heute erinnert.

In der Provenienzforschung geht es darum, die Herkunft von Büchern zu ermitteln. Zuerst werden die Bücher sorgfältig auf Hinweise wie Exlibris, Stempel oder handschriftliche Notizen untersucht. Gefundene Spuren werden dokumentiert, oft durch Fotos oder detaillierte Notizen. Um die Geschichte des Buches und seiner früheren Besitzerinnen oder Besitzer zu rekonstruieren, werden dann spezialisierte Datenbanken und Archive herangezogen. Dieser Prozess kombiniert physische Untersuchungen mit tiefergehenden Recherchen, um ein klares Bild von der Geschichte eines Buches zu zeichnen.

Zusätzlich zur Verwendung von Datenbanken und Archiven kann die Provenienzforschung auch Experteninterviews, bibliografische Recherchen und den Austausch mit anderen Forschern und Forscherinnen oder Institutionen beinhalten, um ein umfassendes Bild der Herkunft eines Buches oder Objekts zu erhalten. Dass wir dich bitten, uns bei der Suche nach den Büchern der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums zu helfen, ist noch ein ganz junger Ansatz in der Provenienzforschung. Ein Ziel unseres Projekts ist herauszufinden, wie gut dieser Ansatz funktioniert und wie er noch verbessert werden kann. So können auch zukünftige Projekte zur Provenienzforschung von deinen und unseren Bemühungen lernen. Auch auf diese Weise hilfst du also mit, Geschichte zu schreiben.

Ein Exlibris ist ein Besitzzeichen, das in Büchern angebracht wird, um die Eigentümerin oder den Eigentümer zu kennzeichnen. Es handelt sich oft um einen kleinen, bedruckten Aufkleber, der in der Regel auf dem Innendeckel oder den ersten Seiten eines Buches platziert wird. Auf dem Exlibris stehen meist der Name des Besitzers oder der Besitzerin und manchmal auch ein persönliches Symbol oder Motiv, das sie repräsentiert. Es dient dazu, das Buch als persönlichen Besitz zu markieren und kann künstlerisch sehr anspruchsvoll gestaltet sein.

Sogenannte Provenienzhinweise, wie Stempel oder ein handschriftlicher Namenszug, verraten uns, wem ein Buch früher einmal gehört hat. Um festzustellen, ob ein Buch aus der Hochschulbibliothek stammt, gibt es mehrere Anhaltspunkte. Die wichtigsten sind Stempel und Schenkungsetiketten. Die Stempel der Hochschule sind die eindeutigsten Spuren, die auf die Herkunft eines Buches aus der Hochschulbibliothek hinweisen. Sie befinden sich in der Regel auf den ersten Seiten des Buches, wo die Informationen zu Titel, Autor und Erscheinungsjahr zu finden sind. Genauso aufschlussreich sind aber auch Schenkungsetiketten: Wenn ein Buch von jemandem als Geschenk an die Hochschulbibliothek übergeben wurde, haben die Bibliothekarinnen ein spezielles Papieretikett in das Buch eingeklebt. Dieses diente dazu, sichtbar zu machen, wem die Bibliothek dieses Buch zu verdanken hatte. Daneben gibt es auch noch weniger offensichtliche Spuren, die aber dennoch interessante Hinweise geben können, wie zum Beispiel handgeschriebene Signaturen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, welche Spuren darauf hindeuten, dass ein Buch aus der Hochschulbibliothek stammt, wirf einen Blick auf unsere Checkliste.

Die Provenienzforschung steht vor mehreren Herausforderungen. Eine wesentliche Schwierigkeit liegt in der fehlenden Dokumentation. Archive von Bibliotheken, Buchhandlungen oder staatlichen Institutionen, die am Buchraub beteiligt waren, sind oft zerstört oder verloren gegangen. Diese verlorenen Aufzeichnungen könnten normalerweise darüber Auskunft geben, wie und wann ein Buch in eine Sammlung kam.

Ein weiteres Problem sind beschädigte Bücher. Ein Buch könnte einst aufschlussreiche Provenienzmerkmale wie ein Exlibris besessen haben. Solche Merkmale können jedoch absichtlich entfernt worden sein, beispielsweise um die Herkunft zu verschleiern. Unabsichtliche Schäden, wie ein defekter Einband, der ersetzt werden muss, können ebenfalls dazu führen, dass wichtige Informationen verloren gehen. Das Ergebnis dieser Beschädigungen: Wir können oft nicht mehr feststellen, wem das Buch einst gehörte.

Die Provenienzforschung erfordert viel Geduld und Ausdauer. Es gibt viele Puzzleteile, die zusammengesetzt werden müssen, oft mit unvollständigen Informationen. Die Menge an gestohlenen Büchern während des Nationalsozialismus war enorm, was bedeutet, dass heute unzählige Bücher untersucht werden müssen. Es braucht daher viel Zeit und Geduld, um die komplexen Geschichten hinter jedem einzelnen Buch zu entwirren.

Citizen Science, oft als „Bürgerwissenschaft“ übersetzt, ermöglicht es interessierten Teilnehmenden, aktiv am wissenschaftlichen Forschungsprozess teilzunehmen. Zum Beispiel in Form einer Datensammlung, -analyse oder anderen Forschungsaufgaben, oft durch den Einsatz von Smartphone-Apps oder Online-Plattformen. Citizen-Science-Projekte können in verschiedenen Bereichen wie Umweltwissenschaften, Astronomie oder Kulturwissenschaften stattfinden.

Der Ansatz betont die Bedeutung der Gemeinschaft und die Verteilung von Wissen und Aufgaben, wodurch Wissenschaft demokratischer und inklusiver wird und auch neue Perspektiven und Ideen einbezieht.

Das ist ganz einfach. So geht es:

Schritt 1: 
Schau auf unsere Karte, um zu sehen, an welchen Orten bereits Hochschulbücher gefunden worden sind. Wähle einen Ort aus.

Schritt 2: 
Bereite dich auf die Suche vor: Informiere dich über die Benutzungsbedingungen und Öffnungszeiten der Bibliothek, die du ausgewählt hast. Werfe einen Blick auf unsere Checkliste und mache dich mit den Provenienzhinweisen vertraut, die dir verraten, ob ein Buch aus der Hochschulbibliothek stammt.

Schritt 3: 
Grenze deine Suche ein. Mit Hilfe des Online-Katalogs deiner Bibliothek kannst du dich auf vielversprechende Titel konzentrieren.

Schritt 4: 
Bestelle dir die ausgewählten Bücher in den Lesesaal oder ermittle, wo sie im Freihandbereich stehen, und hole sie zu deinem Arbeitsplatz. Nun schaue dir jedes einzelne Buch genau an, von vorne bis hinten. Trägt es eines unserer Provenienzmerkmale? Vergleiche die Spuren, die du findest, mit unserer Checkliste.

Schritt 5: 
Dokumentiere deinen Fund. Egal ob du ein Hochschulbuch oder etwas anderes Spannendes gefunden hast: Mache Fotos und notiere dir die wichtigsten Infos zu deinem Fund. Teile deinen Fund anschließend mit uns. Nutze dazu unser Fundbüro. Wir freuen uns über jede Meldung!

Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du an der Suche teilnehmen kannst? Weiter oben erklären wir dir die Büchersuche noch etwas ausführlicher.

Hi! Hinter diesem ehrgeizigen Projekt stecken wir: Historikerinnen und Historiker des Leo Baeck Instituts. Im Rahmen unserer Forschung wollen wir mehr über die Reiserouten der Bücher erfahren: Wo sind sie hingekommen? Wie sind sie da hingekommen und wie wurden sie aufgenommen? Wurden sie in einem Karton im Keller abgestellt und nicht mehr angerührt? Oder haben Menschen die Bücher für sich entdeckt, gelesen, erforscht und damit das intellektuelle Vermächtnis der Hochschule weitergetragen?

Dein Beitrag ist ein wertvoller Bestandteil unserer Forschung. Wenn viele Menschen wie du ihre Erkenntnisse und Beobachtungen teilen, entsteht ein umfassendes Netzwerk an Informationen. Diese Vielfalt an Einsichten ermöglicht es uns, Zusammenhänge und Details aufzudecken, die uns ohne deine Hilfe entgangen wären. Mit deiner Hilfe können wir also ein tieferes und umfassenderes Verständnis unserer Forschungsthemen erreichen.

Leider gibt es niemanden, dem wir diese Bücher physisch übergeben könnten. Seit die Hochschule im Jahr 1942 schließen musste, existiert sie nicht mehr, und es gibt weder Erben noch Rechtsnachfolger, die die Bücher in ihrem Namen entgegennehmen könnten.

Unser Ziel besteht darin, die gefundenen Bücher in unserer „Library of Lost Books“ virtuell zusammenzuführen. Die physischen Exemplare jedoch sollen an ihren Fundorten verbleiben, denn auch das ist ein Teil ihrer Geschichte.

Die optimale Vorbereitung auf deine Suche findest du in unserer „Library of Lost Books“. Tauche in die Geschichte hinter den Büchern ein und lerne spannende  Persönlichichkeiten kennen, die historischen Kontexte lesen und schnapp dir die Werkzeuge für die digitale Forschung in unserem Lesesaal. Im Bereich „Mitmachen“ erfährst du, wie du am besten bei deiner Suche vorgehst und wie du Bücher aus der Hochschulbibliothek erkennen kannst.

Glaubst du, ein Buch aus der Hochschulbibliothek entdeckt zu haben? Dann melde es umgehend in unserem Fundbüro! Hier kannst du uns alle relevanten Informationen zum Buch übermitteln: den Fundort und die Spuren, die darauf hindeuten, dass es aus der Hochschulbibliothek stammt. Bitte vergiss nicht, vor Ort Fotos von dem Buch zu machen. Wir benötigen Aufnahmen von sämtlichen Provenienzhinweisen sowie vom Titelblatt, um genau nachvollziehen zu können, um welches Buch es sich handelt.

Auf deiner Suche nach Büchern der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums wirst du höchstwahrscheinlich auch auf andere Bücher stoßen, die von den Nazis geraubt wurden, jedoch nicht im Besitz der Hochschule waren. Es ist wichtig zu wissen, dass die Hochschule nur eine von vielen Einrichtungen war, deren Bücher von den Nazis konfisziert wurden. Neben Institutionen waren auch zahlreiche Privatpersonen von den Raubaktionen betroffen.

Das Aufspüren jedes einzelnen dieser geraubten Bücher ist wichtig, unabhängig davon, ob sie aus der Hochschulbibliothek stammen oder nicht. Denn  es ermöglicht uns, ein Zeichen gegen das begangene Unrecht zu setzen. Solltest du bei deiner Suche auf Bücher stoßen, die den Eindruck erwecken, sie könnten Raubgut sein, zögere nicht, auch diese Funde in unserem Fundbüro zu melden!

Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du mithilfe von Provenienzhinweisen Recherchen zu ehemaligen Besitzerinnen oder Besitzern durchführen kannst, um beispielsweise herauszufinden, ob die Person Opfer von Naziverfolgung wurde? Dann schau in unsere Werkzeugkiste.

Frag uns! Du erreichst uns unter info@libraryoflostbooks.com.

Nachdem du uns deinen Fund über das Fundbüro mitgeteilt hast, nehmen wir – das Team von Historikerinnen und Provenienzforschern hinter der „Library of Lost Books“ – eine genaue Überprüfung vor. Wir begutachten, ob es sich tatsächlich um ein Buch der Hochschulbibliothek handelt, ob dieses Buch bereits identifiziert wurde, ob es schon Teil unserer virtuellen Bibliothek ist und ob es weiteren Klärungsbedarf gibt, zum Beispiel fehlende Informationen. Für den Fall, dass wir Nachfragen haben und mehr Informationen benötigen, bitten wir dich, uns deine E-Mail-Adresse mitzuteilen, wenn du deinen Fund meldest. Ist alles korrekt, tragen wir deinen Fund in unsere Karte ein und informieren dich natürlich darüber!

Handelt es sich bei deinem Fund nicht um ein Buch der Hochschule, so unterziehen wir ihn dennoch einer genauso sorgfältigen Prüfung. Auch in diesem Fall werden wir dich natürlich informieren. Dein Fund wird zwar nicht auf unserer Karte sichtbar sein, da dort ausschließlich Bücher der Hochschule gezeigt werden sollen, aber deine Meldung wird sicher aufbewahrt, sodass sie anderen Forschern und Forscherinnen zugänglich gemacht werden kann.

Wir schätzen jede Entdeckung, die du uns mitteilst, und möchten deine Leistung würdigen. Deshalb machen wir in unserer virtuellen Bibliothek kenntlich, dass du die Finderin oder der Finder des Buches warst. Wenn du uns deinen Fund meldest, tragen wir dich unter einem Alias, den du selbst wählen kannst, als Buchfinderin oder Buchfinder ein. Solltest du zu unseren besonders eifrigen und erfolgreichen Detektiven zählen, achte darauf, bei jeder Meldung denselben Alias zu verwenden. So können wir sicherstellen, dass alle deine Entdeckungen korrekt auf dein Konto gebucht werden. Mit deinem Einverständnis präsentieren wir die Leistungen unserer erfolgreichsten Buchdetektive als Bestenliste auf unseren Social-Media-Kanälen.

Ja, gibt es. Über unsere Hashtags #libraryoflostbooks und #haveyouseenthisbook kannst du mit dem globalen Netzwerk unserer Detektivinnen und Detektive in Verbindung treten. Du findest uns auf Instagram, Twitter und TikTok. Hier kannst du deine Fragen stellen oder auch zur Teamarbeit oder zu Challenges aufrufen. Wenn du Fragen hast, die du nicht öffentlich diskutieren willst, kannst du uns natürlich auch eine ganz normale E-Mail schreiben, an info@libraryoflostbooks.com.

Unser Fokus liegt darauf, bisher verschollen geglaubte Bücher zu finden. Aber wir freuen uns auch über Unterstützung dabei, Informationen über bereits gefundene Bücher zu vervollständigen. Schau mal in unsere virtuelle Bibliothek! Da gibt es noch Informationslücken bei einigen Büchern. Du findest sie, indem du die Bücher filterst. Wenn du den Filter-Button klickst, geht ein Formular auf, wähle dort unter Editing State „in progress“ aus. Manchmal fehlen uns Fotos zu den Büchern.

Vielleicht befindet sich ja eines davon in deiner Nähe? Und du kannst uns fix ein Foto davon machen? Manche Informationslücken lassen sich auch füllen, ganz ohne dass du das Haus verlassen musst. Denn bei manchen Büchern liegen uns zwar Fotos vor, aber uns fehlt noch die Information, was auf diesen Fotos zu sehen ist. Nutze diese Fotos, um fehlende Informationen zu entziffern und teile uns deine Erkenntnisse direkt in unserer virtuellen Bibliothek mit.

Die „Library of Lost Books“ ist ein Herzensprojekt der Leo Baeck Institute in Jerusalem und London sowie der Freunde und Förderer des Leo Baeck Instituts e.V. in Berlin und Frankfurt a.M. Gemeinsam und an all diesen Orten haben wir uns der Erforschung und Bewahrung der deutsch-jüdischen Geschichte und Kultur verschrieben. Unsere Vision ist es, die Erinnerung wachzuhalten und Bezugspunkte für heutiges Handeln zu schaffen.

Umgesetzt wurde die „Library of Lost Books“ durch die preisgekrönte Design-Agentur Goldener Westen, Berlin. Gefördert wurde die „Library of Lost Books“ von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ) und dem Bundesfinanzministerium von Deutschland (BMF) im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht. Für diese Förderung möchten wir uns herzlich bedanken. Außerdem möchten wir dem deutschen Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) für die langjährige Förderung der Arbeit der Leo Baeck Institute danken, sowie der Axel Springer Stiftung für die Förderung der Social-Media-Trainingseinheiten unserer ehemaligen Volontäre und Praktikantinnen und Praktikanten.