Geboren in Würzburg in einer Kaufmannsfamilie, erlebte Strauss die zunehmenden Repressionen des Nazi-Regimes in Deutschland.
Bereits in seiner Jugend zeigte er ein starkes Interesse an der jüdischen Kultur und Bildung. Er besuchte die jüdische Volksschule und das Neue Gymnasium in Würzburg, bevor er 1935 vom Gymnasium ausgeschlossen wurde und eine kaufmännische Ausbildung begann. 1936 zog Strauss nach Berlin, wo er für den zionistischen “Hechaluz” arbeitete und die jüdische Jugendbewegung leitete. Parallel dazu studierte er an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums.
Nach dem Scheitern seiner Auswanderungspläne nach England aufgrund des Kriegsausbruchs 1939, war Strauss ab Herbst 1940 neben seinem Studium als Hilfsrabbiner in Berlin tätig. Im Januar 1942 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet. Um der Deportation zu entgehen, tauchte er 1942 mit seiner Verlobten Lotte Kahle unter und floh 1943 in die Schweiz.
Nach dem Krieg setzte Strauss sein Studium an der Universität Bern fort und promovierte 1946. 1946 wanderte er in die USA aus, wo er seine akademische Karriere fortsetzte. Er lehrte ab 1948 am City College of New York und arbeitete an einer Studie über KZ-Erfahrungen. 1952 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Später wechselte er an die New Yorker Juilliard School und kehrte 1960 als Assistant Professor ans City College zurück. 1971 erhielt er dort eine ordentliche Professur für Geschichte.
Im Jahr 1982 wurde Strauss als Gründungsdirektor des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin berufen. Dort baute er das Zentrum bis zu seiner Emeritierung 1990 auf und leistete wichtige Beiträge zur Antisemitismusforschung. Strauss‘ wissenschaftliche Arbeiten umfassten Themen wie Emanzipation, Wissenschafts- und Emigrationsgeschichte sowie die Verfolgungspolitik. 1997 veröffentlichte Strauss seine Erinnerungen: “Über dem Abgrund: eine jüdische Jugend in Deutschland 1918-1943”, die eine wichtige Rolle in der Vorbereitung der “Library of Lost Books” gespielt haben. Der Titel liegt auch in Englisch vor. Herbert A. Strauss verstarb am 11. März 2005 in New York.
“Selbst wenn dies nicht die prekärste menschliche Situation gewesen wäre, die ich je erleben sollte, wären mir diese Männer und Frauen im Gedächtnis geblieben, die inmitten von Verfall, Gefahr und Katastrophen in ihren Vorlesungen, Seminaren und Tutorien eine Oase der Stabilität schufen.”