Nach einer Reihe unterschiedlicher Tätigkeiten, darunter auch eine Anstellung in einer Schuhfabrik, nahm Hans Erich Fabian im Oktober 1938 eine Stelle als Sekretär an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums an. Dort machte er die Bekanntschaft mit Jenny Wilde, der leitenden Bibliothekarin, deren berufliches Wirken und Persönlichkeit er sehr zu schätzen wusste – ein Umstand, der durch einen von ihm verfassten, einfühlsamen Nachruf zehn Jahre später belegt wird.
Ende und Wiederaufbau in Berlin
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges spitzte sich Fabians persönliche und berufliche Lage weiter zu. Er fand Arbeit bei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, einer von den Nationalsozialisten zur Kontrolle der Juden geschaffenen Organisation. 1943 wurde Fabian mit seiner Familie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Trotz der extremen Bedingungen dort überlebte er und kehrte nach Kriegsende nach Berlin zurück. Er engagierte sich im Wiederaufbau der jüdischen Gemeinschaft und gründete die Zeitung „Der Weg“, welche für die jüdischen Überlebenden eine bedeutende Informationsquelle darstellte. Der Titel spiegelt die Ungewissheit des jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland wider: Es war völlig unklar, ob der Weg zum Wiederaufbau in Deutschland oder zur Auswanderung führen würde.
Fabian publizierte auch in israelischen und amerikanischen Zeitungen und sprach auf Konferenzen über die Lage der Juden in Berlin und wie sie zu verbessern sei. Doch schließlich entschied er sich selbst zur Auswanderung, schweren Herzens und vor allem mit Rücksicht auf seine Familie, wie sein Freund Ernst G. Loewenthal schreibt. Denn in Deutschland gäbe es keine Zukunft mehr für jüdische Menschen. 1949 zog Fabian nach New York, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1974 lebte.
“Als ich am Morgen des 9. November durch die Straßen ging, sah ich die zerstörten jüdischen Geschäfte, sah, wie die jüdischen Inhaber die Straßen von den Scherben reinigten und das, was nicht vernichtet oder geraubt war, zu schützen suchten. Ich hörte auch bald von den Bränden in den Synagogen und der Demolierung von Wohnungen. Die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße und die Räume der Jüdischen Gemeinde waren zwar nicht beschädigt, aber andere Synagogen waren ausgebrannt oder brannten noch.”